Motive

Warum systemisch?
Die Hervorhebung des systemischen Ansatzes in unserem Forum folgt der gemeinsamen Überzeugung, dass die aktuelle Systemtheorie konkurrenzlos als Landkarte für die Beschreibung von komplexen sozialen Systemen dasteht. Die Auseinandersetzung mit Komplexität, die letztlich immer gleichbedeutend mit Überforderung ist, wird hier zu einem zentralen Gegenstand. Die Systemtheorie beschäftigt sich seit rund 50 Jahren mit der Entstehung, Dynamik und Entwicklung komplexer Systeme – dies natürlich vorwiegend mit dem Wunsch gezielter Einflussnahme. Eben hier geraten wir in eine Paradoxie: zeigt doch gerade die Systemtheorie, dass sich komplexe Systeme durch Undurchschaubarkeit, Unberechenbarkeit und Unvorhersehbarkeit auszeichnen, dass sich beispielweise Organisationen trotz aller Führungs- und Managementbemühungen in erster Linie selbst organisieren. Man kann diese Beschränkungen verneinen und versuchen, gegen sie zu operieren, oder man kann sie zur Rahmenbedingung professionellen Handelns machen. Die aktuelle Systemtheorie entwickelt gerade aus Letztgenanntem ihre Überlegenheit im Umgang mit komplexen Sinnsystemen (wie Individuen, Gruppen, Organisationen).
Natürlich gibt es nicht nur eine Systemtheorie. Neben der Unterscheidung zwischen der klassischen Systemtheorie (Kybernetik erster Ordnung) und der Systemtheorie zweiter Ordnung, die erstere erkenntnistheoretisch auf einen zeitgemäßen Stand gebracht hat, bestehen unterschiedliche Ausrichtungen und Schulen. Gerade dies bereichert die Diskussion und somit die Angebote für systemisches Handeln. Denn auch wenn das „Systemische“ für Außenstehende erst mal sehr reflektierend und theorielastig daherkommt – uns fasziniert die enorme Wirksamkeit, die wir mit systemischem Vorgehen in unseren jeweiligen beruflichen Feldern erfahren haben. Das hohe Potenzial des systemischen Ansatzes für die Praxis nutzbar zu machen ist das zentrale Ziel des Forums.